Aktuelle Stunde zu Schwimmbadschließungen

Veröffentlicht am 21.06.2017 in Reden/Artikel
Rede in der Aktuellen Stunde zu Schwimmbadschließungen

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Präsidentin! Als Vizepräsidentin der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft bin ich dankbar dafür, dass dieses Thema heute im Deutschen Bundestag behandelt wird. Denn es ist in der Tat eines, das die Gesellschaft beschäftigt. Wenn wir in die Historie schauen, dann wissen wir, dass Schwimmen eine der Kulturtechniken der Menschheit ist.

Schon aus dem vierten bis fünften Jahrtausend vor Christus stammen die ersten Höhlenmalereien, auf denen Schwimmer abgebildet sind. Im alten Ägypten war es Teil der Ausbildung, dass Menschen schwimmen lernten. Es waren damals allerdings vor allem die Kinder der Könige und des Adels. Sie hatten sogar persönliche Schwimmmeister zur Verfügung.

Heute ist Schwimmen Gott sei Dank ein Breitensport. Aber das Schwimmen - es wurde schon vielfach ausgeführt - und das Schwimmenkönnen, das sichere Schwimmenkönnen ist heute leider keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Schwimmfähigkeit ist rückläufig, und auch wenn sich diejenigen freuen, die ein „Seepferdchen“ besitzen - es sind auch immer wieder viele Kolleginnen und Kollegen, die gern darüber sprechen -, heißt das noch nicht, dass sie schwimmen können, sondern das heißt nur, dass man sich irgendwie eine Viertelstunde über Wasser halten kann. Aber richtig sicher schwimmen, ist eben etwas anderes.

Der Ausfall der Schwimmstunden ist zu Recht als einer der Hintergründe beleuchtet worden, aber es gibt auch - das hat der Kollege Korte gesagt - den Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft der Kinder und der Frage, ob sie schwimmen können. Da, lieber Kollege Steffel, ist es in der Tat bei Kindern aus ausländischen Familien oft ein größeres Problem, allerdings nicht, weil sich so ganz viele vom Unterricht abmelden. Es sind nämlich nur, glaube ich, etwa 3 Prozent der Betroffenen, die überhaupt versuchen, sich abzumelden. Gott sei Dank geht das ja nicht mehr. Vielmehr sind vor allem die sozialen Hintergründe zu nennen. Es ist halt ein Unterschied, ob eine Familie sonntags sagt: „Ja, wir gehen schwimmen, das ist ein Freizeitding, und wir bringen es euch auch bei“ oder ob das Bewusstsein bei bildungsferneren Familien oft schon gar nicht mehr da ist, dass das eben auch eine gute Freizeitbeschäftigung ist und zur persönlichen Entwicklung von Kindern dazugehört.

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft - erlauben Sie mir diesen Hinweis - leistet pro Jahr über 9 Millionen Stunden ehrenamtlich - also ohne Bezahlung - Schwimmunterricht am Wasser, an den Binnengewässern, in den Schwimmbädern, aber auch bei der Wasserrettung an der Küste, sowie bei der Ausbildung von Wasserretterinnen und Wasserrettern.

Als Dank hat leider der Bundesinnenminister schon im letzten Jahr für den Rettungssport die Spitzensportförderung gestrichen. Das ist ein sehr schlechtes Signal. - Nicht mein Minister; sorry. Da bitte ich doch um Korrektheit. Ich habe nicht vor, den Kollegen de Maizière zu verteidigen.

Wir hatten aber in dieser Legislaturperiode - jetzt sage ich einmal: von meiner Ministerin, von Bundesministerin Barbara Hendricks - aus dem Umwelt- und Bauministerium ein Programm zur Förderung von Sportstätten. Das umfasste über 100 Millionen Euro, und vorher gab es schon 140 Millionen Euro. Ich nenne hier das Stichwort: Zukunftsinvestitionsprogramm. Daraus gab es auch Gelder für Schwimmbäder. Aber natürlich ist das nur ein sehr, sehr kleiner Betrag, der das Problem nicht lösen hilft.

Fakt ist: Es fehlen uns nicht die Ausbilderinnen und Ausbilder, sondern es fehlen uns tatsächlich die Schwimmbäder. Und dort, wo es welche gibt, haben die ehrenamtlichen Schwimmlehrerinnen und Schwimmlehrer - zum Beispiel unserer Organisation - noch teure Hallenmieten zu zahlen.

Es gilt - dazu wollen wir heute beitragen - das Bewusstsein in den Kommunen, in den Ländern und im Bund dafür zu schärfen, dass Schwimmen eben ein Teil der Ausbildung ist. Ich fände es gut, wenn es in der nächsten Legislaturperiode gelingen würde, einen Goldenen Plan „Schwimmbäder“ aufzulegen. Übrigens wäre das eine gute Anknüpfungsmöglichkeit: Denn einen Goldenen Plan gab es zuletzt unter einem sozialdemokratischen Innenminister, und der hat viel Gutes bewirken können.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich darf Ihnen den Jahresbericht der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft anempfehlen, den wir Ihren Büros in den nächsten Tagen zukommen lassen werden. Nehmen Sie bitte auch die Gelegenheit wahr, in den Sommerferien die DLRG bei Ihnen vor Ort zu besuchen, also nicht nur hier zu loben. Gehen Sie hin, schauen Sie sich das an!

Ich darf Sie erinnern - vielleicht kann das den einen oder die andere ermutigen -: Im alten Griechenland gab es eine interessante Devise. Wenn jemand etwas werden wollte, wurde gefragt: Wird man denn jemandem ein hohes Staatsamt anvertrauen, der weder schreiben noch schwimmen kann? - Das heißt: Schon bei den alten Griechen war das richtig gute Schwimmen eine wichtige Voraussetzung für Staatsämter. Alle von Ihnen, die ambitioniert sind, sind also aufgefordert: Gehen Sie zur DLRG! Machen Sie dort durchaus auch das Rettungsschwimmabzeichen! - In diesem Sinne hoffe ich auf einen guten Sommer.

 

 

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Homepage Ute Vogt ehem. MdB

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