Auf den Spuren des „Armen Konrad“

Veröffentlicht am 28.07.2014 in Reden/Artikel

Nach nur fünf Monaten endete vor 500 Jahren der Aufstand des „Armen Konrad“. Eine Ausstellung im Hauptstaatsarchiv Stuttgart ist diesem historischen Ereignis und dessen Umfeld gewidmet. Die Gruppe „SPD am Nachmittag“ informierte sich dank einer exzellenten Führung (am 27. Juni 2014, Anmrk. des Webmasters) durch Professor Rückert darüber. 

Dem Aufstand des „Armen Konrad“ war die Bundschuh-Bewegung vorausgegangen. Dabei handelte es sich um keine Bewegung im eigentlichen Sinn, sondern um lokale Verschwörungen und Aufstände in den Jahren 1493 bis 1517 in Südwestdeutschland. Eine zentrale Figur dabei war der Untergrombacher Joß Fritz, der auch eine wesentliche Rolle beim „Armen Konrad“ einnahm. Neben zeitgenössischen Dokumenten sind in der Ausstellung die für den Bauern typischen Schnürschuhe aus Leder, die im Kontrast zu den sporenklirrenden Ritterstiefeln standen, zu sehen.

Den geschichtlichen Ereignissen folgend trat nun der „Arme Konrad“, ein Synonym für den einfachen Mann, in den Mittelpunkt. Mehrere Missernten und die zunehmende wirtschaftliche Notlage der so genannten Unterschicht sorgten für Empörung. Auch die Tatsache, dass auf Grund der Jagdleidenschaft einer Führungsschicht, die Äcker vor Wild und Jägern nicht geschützt werden durften, trug dazu bei. Eindrucksvoll in der Ausstellung die Nachbildung einer von Herzog Ulrich erlegten Wildsau und der Speere, mit denen gejagt wurde.

Die vom verschuldeten Herzog 1513 vorgesehene Vermögenssteuer wurde auf Druck der Ehrbarkeit in eine Verbrauchssteuer auf Fleisch, Wein und Getreide umgewandelt. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Peter Gaiß, der „Gaißpeter“ aus Beutelsbach, führte am 2. Mai 1514 die sogenannte  Wasserprobe durch: Er warf die neuen Gewichte bei Großheppach in die Rems. Sie wären rechtens, wenn sie schwimmen, sollten sie untergehen, wäre der „Gemeine Mann“ im Recht. Wie nicht anders zu erwarten gingen die Steine unter dem Jubel der Menge unter. Eindrucksvolle Originaldokumente, die zudem in Vergrößerungen auf Tafeln zu sehen sind, lassen in der Ausstellung diese Geschichte aufleben.

Dank des Tübinger Vertrages vom 8. Juli 1514, der den Landständen eine umfangreiche Mitsprache bei der Regierung des Landes sicherte und der im Gegenzug die Landstände verpflichtete die Staatsverschuldung in der ungeheuren Höhe von 920.000 Gulden zu übernehmen. Die Forderungen des „Armen Konrad“ wurden in diesem Vertrag ignoriert.

Durch die Entschuldung konnte der Herzog jetzt Söldner finanzieren, die gegen die Rebellen eingesetzt wurden. Die Aufständischen hatten den Truppen nichts entgegen zu setzen. 1700 Aufständische wurden gefangen genommen, einigen gelang die Flucht in die Eidgenossenschaft. Die Gefangenen wurden im Kerker gefoltert und teilweise gebrandmarkt. Mit drastischen Darstellungen u. a. aus der Schedelschen Weltchronik wird die Grausamkeit gezeigt, ergänzt durch die Ausstellung von Folterinstrumenten.

Besonders Interesse bei den Teilnehmern von „SPD am Nachmittag“ erregte die „Urfehde der Anna Kaiser“. Anna Kaiser aus Stuttgart hatte ein Schmähgedicht verfasst, das leider nicht überliefert ist. Ihr Vergehen ist in einer sogenannten Urfehde vom 7. Oktober 1514 überliefert. Danach musste sie schriftlich erklären, sich nicht an Richtern und der Obrigkeit zu rächen. Um dem „peinlichen Verhör“ zu entgehen, war sie bereit Stuttgart zu verlassen, zehn Meilen weiter zu ziehen und die Stadt nicht mehr zu betreten. Diese Strafe zwang Anna Kaiser zu einem ungewissen Schicksal im Ausland. Die Besucher waren sich einig, dass eine Straße nach ihr benannt werden müsse, um an ihr Schicksal zu erinnern.

Text: Inge Utzt

 

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