Besuch beim ersten Bundespräsidenten: „SPD am Nachmittag“ besichtigt Theodor-Heuß-Haus

Veröffentlicht am 07.03.2012 in Veranstaltungen

Der Besuch war schon lange geplant, doch angesichts der Diskussionen um das höchste Amt im Staat und der Entwicklung war das Interesse der Gruppe „SPD am Nachmittag“ des Cannstatter SPD-Ortsvereins beim Besuch des Theodor-Heuss-Hauses besonders groß. Idyllisch in einer Seitenstraße am Killesberg gelegen, beeindruckte das letzte Domizil des ersten Bundespräsidenten bereits durch seine Schlichtheit.

Nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit als Bundespräsident zog sich Heuss im Herbst 1959 nach Stuttgart zurück, wo er sich auf dem Killesberg ein Einfamilienhäuschen hatte bauen lassen. Dort wohnte er von 1959 bis 1963, empfing politischen und privaten Besuch und verfasste Teile seiner Memoiren. Am 12. Dezember 1963 verstarb der Altbundespräsident in seinem letzten Domizil.

1995 erwarb die Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus das Gebäude und ließ es nach Plänen des Stuttgarter Architekturbüros Behnisch & Partner umbauen, sanieren und um einen Anbau erweitern. Am 8. März 2002 wurde das Heuss-Haus von Bundespräsident Johannes Rau eröffnet.

Die Führung durch das Haus begann in den privaten Räumen, in denen die Originalmöbel so manchen der Besucher an das eigene Zuhause der Kindheit bzw. Jugendzeit erinnerte. Zu sehen sind das Wohn-, Arbeits- und Esszimmer. An den Wänden neben den Fotografien von Familienmitgliedern, sind Gemälde bedeutender Künstler des 20. Jahrhunderts wie Max Liebermann und Ernst Ludwig Kirchner zu sehen.

Beeindruckend auch das Arbeitszimmer mit der umfangreichen Privatbibliothek des Publizisten, Politikers, Präsidenten Theodor Heuss.
Auf dem Weg ins Untergeschoss, in dem das Leben und Wirken von Theodor Heuss dargestellt ist, beeindruckte sein Porträt, eine Collage aus Fotografien von ihm. Dank der exzellenten Führung wurde den Teilnehmern von „SPD am Nachmittag“ das Leben und Wirken des ersten deutschen Bundespräsidenten nahe gebracht. Beginnend mit der Kindheit in Brackenheim, Schule, Studium, Eintritt ins Berufsleben einer Bildungsreise nach Paris und 1907 dem erfolgreichen Wahlkampf für Friedrich Neumann. 1908 heirateten Theodor Heuss und Elly Knapp, die bemerkenswerter Weise ihren Mädchennamen nicht ablegte, sondern als Elly Heuss-Knapp ihren eigenen beruflichen Weg ging. 1912 scheiterte der Versuch einer Kandidatur für den Württembergischen Landtag. 1924 gelang die Wahl in den Reichstag. 1932 erschien das Buch „Hitlers Weg“, das als erste fundierte Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Bewegung für Heuss zu einem seiner größten Bucherfolge wird. Noch 1932 erlebt der Band acht Auflagen und wird ins Schwedische, Niederländische und Italienische übersetzt. Die bürgerliche Presse empfiehlt die Schrift ihren Lesern als einen sehr gut geschriebenen "Baedeker durch den Nationalsozialismus". Heuss selber hingegen äußert sich nach 1945 mehrfach kritisch zu seinem Buch, weil er in ihm die praktische Tragweite der NS-Ideologie nicht erfasst habe. Bei der Bücherverbrennung im Mai 1933 wurde es den Flammen übergeben. Am 12. Juli 1933 erfolgt die Aberkennung des Reichtagsmandats und die Familie lebte überwiegend von dem Einkommen von Elly Heuss-Knapp.

Am 1. September 1948 wird Theodor Heuss in den Parlamentarischen Rat nach Bonn entsandt und im Dezember 1948 wurde er Vorsitzender der FDP. Gegen den Sozialdemokraten Kurt wurde Theodor Heuss 1949 im zweiten Wahlgang zum ersten deutschen Bundespräsidenten gewählt. Bei der zweiten Wahl im Jahr 1954 wurde er bereits im 1. Wahlgang mit überwältigender Mehrheit gewählt. Ein interessanter Aspekt ist, dass Konrad Adenauer bei dieser Wahl eine Stimme erhielt.

Eine Grundgesetzänderung, die ihm eine dritte Amtszeit ermöglicht hätte, lehnt Theodor Heuss ab und er 1959 zieht nach dem Ausscheiden aus dem Amt in das Haus in Stuttgart. Theodor Heuss kann mit Fug und Recht als ein „Präsident der Herzen“ bezeichnet werden. Seine unprätentiöse Persönlichkeit, die auf einen reichhaltigen historischen Erfahrungsschatz sowie einen außergewöhnlichen Bildungsfundus zurückgreifen kann, kennt keine Berührungsängste mit der Bevölkerung, sondern kommt deren Bedürfnis nach Sinnstiftung entgegen. Vor allem wirkt Heuss durch seine stets selbst ausgearbeiteten und öffentlichen Reden, mit denen er breite Bevölkerungsschichten für die Demokratie gewinnen will.

Durch die ausgezeichnete Führung durch das Leben und Werk von Theodor Heuss animiert verblieben die Teilnehmer der SPD-Gruppe in den Ausstellungsräumen bis das Haus schloss.

Inge Utzt

 

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