Verkehr in Degerloch: Es muss sich etwas ändern!

Veröffentlicht am 28.09.2018 in Veranstaltungen

Gestern Abend, Alte Scheuer Degerloch. Wir hatten eingeladen zu einer Informationsveranstaltung inklusive Bürgerdialog zum Thema "Verkehrsprobleme in Degerloch - wie geht es weiter?" In dem stimmungsvollen oberen Saal hatten sich etwa 50 Interessierte eingefunden, die sich über die Probleme mit dem Verkehrsaufkommen im Bezirk und über die Konzepte zu deren Lösung informieren wollten, fast zweieinhalb Stunden lang.

Unser Vorsitzender Carsten Singer eröffnete den Abend mit einer Begrüßung und einem allgemeinen Hinweis, dass das Thema Verkehr laut einer aktuellen Umfrage bei den Stuttgarter BürgerInnen ganz oben auf der Liste der zu lösenden Probleme steht. 75% sind dieser Meinung. Carsten Singer: "Klar ist also: Es muss sich etwas ändern!"
Was wir hier im Bezirk ändern wollen, stellte dann unser Bezirksbeirat Ulrich-Michael Weiß in seinem Vortrag vor. Die Details würden an dieser Stelle den Rahmen sprengen, daher kurz unsere drei Hauptanliegen:

  • Boulevard Epplestraße: Wir wollen die innere Epplestraße aufwerten, den Durchgangsverkehr zurückdrängen und die Aufenthaltsqualität verbessern. Daher soll hier ein Shared Space (Mischverkehrsfläche) entstehen, auf der alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind. Vorbild ist die Tübinger Straße im Bezirk Mitte.
  • Tempo 30 in Degerloch City: Auf allen Straßen in Degerloch außer der B27 und der Jahnstraße soll Tempo 30 gelten. Davon versprechen wir uns weniger Schadstoffe, weniger Lärm, mehr Sicherheit.
  • Öko-Terminal Albplatz: Den Albplatz wollen wir zu einem intermodularen Mobilitätshub ausbauen. Auf gut Deutsch: Den NutzerInnen soll es besser ermöglicht werden, an dieser Stelle von einem Verkehrsträger auf den anderen zu wechseln. Bahn, Bus, Fahrrad, Carsharing, Bikesharing, Ladestationen für E-Autos, Kurzparkflächen für Mitfahrgemeinschaften usw. - das alles soll hier gebündelt und ausgebaut werden, damit Alternativen zur Verfügung stehen.  

Anschließend trug unser Gastexperte, Univ.-Prof. Dr.-Ing. Ullrich Martin vom Institut für Eisenbahn- und Verkehrswesen der Universität Stuttgart, neueste Erkenntnisse der Verkehrswissenschaft zu den Degerlocher Problemen vor. Zentrale Punkte waren unter anderem:

  • Akzeptanz des Verkehrs: Die Ansichten der BürgerInnen zum Verkehr sind teilweise widersprüchlich. Zwar nehmen die Klagen über Stau, Luftverschmutzung und Lärm im eigenen Umfeld zu, aber das eigene Mobilitätsverhalten wird kaum in Frage gestellt. Das macht Eingriffe so schwierig.
  • Durchgangsverkehr: Der Ausbau diverser Schienenanbindungen im U-, S- und Regionalbahnverkehr kann hier Entlastung durch Umstieg bringen, allerdings sind diese angesichts der Gesamtzahl der Verkehrsbewegungen relativ gering. Außerdem ist die Schiene recht kostenintensiv. Man sollte das machen, aber nicht zu viel erwarten.
  • Tempo 30: Das kann man nach Ansicht von Prof. Martin schon umsetzen, bringt auch was, aber er gab zu bedenken, dass von dieser Entschleunigung auch der Busverkehr betroffen ist. Bedeutet: Um die gleiche Transportfrequenz aufrecht zu erhalten, wird man mehr Busse und Fahrpersonal bereitstellen müssen.
  • Förderung Radverkehr: Prof. Martin sieht beim Radverkehr schon Vorteile, aber der könne nur einen kleinen Teil der Mobilität abdecken. Was ist bei schlechtem Wetter? Aktuell werden 5% des Stuttgarter Verkehrs mit dem Rad bestritten. Selbst wenn man diesen Anteil unter Aufbietung erheblicher Anstrengungen verdoppeln könnte, sind das eben auch nur 10%. Zudem ist Radinfrastruktur (Radwege, Abstellflächen etc.) gemessen an der Leistungsfähigkeit dieses Verkehrssektors relativ teuer. 

Der Abend endete mit einer offenen Diskussion, an der sich die Anwesenden trotz vorgerückter Stunde rege beteiligten, so dass wir nur unter Schwierigkeiten ein Ende finden konnten. Einige Anregungen aus dem Publikum:

  • Albstraße: Die auch von uns unterstützte Öffnung der Albstraße in Richtung Löffelstraße, allerdings dann mit Tempo 30, wurde durchaus kritisch gesehen. Selbst die Temporeduzierung gefiel nicht jedem. Eines kann man festhalten: Die Anwohner dort sind stark belastet und fordern Änderungen.
  • Innerörtliche Busse: Es wurde bemängelt, dass nicht nur der Durchgangsverkehr die Straßen in der Degerlocher City verstopft, sondern auch Fahrzeuge von BürgerInnen, die in den äußeren Ortsteilen wohnen und rund um die Epplestraße ihre Besorgungen erledigen. Das könnte durch die Einrichtung von innerörtlichen Buslinien, die zum Beispiel die Waldau oder Hoffeld besser anbinden, vermieden werden.
  • Epplestraße: "Was in der Epplestraße gerade passiert, ist der Wahnsinn!", meinte ein Mitbürger. Noch nicht einmal Rettungsdienst und Polizei mit Blaulicht kämen zu gewissen Zeiten durch, so seine persönliche Beobachtung. Die Epplestraße müssen autofrei werden. So weit wollen wir nicht gehen, aber mit dem Konzept des Shared Space Abhilfe schaffen.

Insgesamt ein aufschlussreicher Abend, der uns motiviert, die vorgetragenen Konzepte mit Nachdruck im Gemeinde- und Bezirksbeirat voranzutreiben.

SPD-Bezirksbeirat Weiß im Gespräch mit Prof. Martin (rechts)

SPD-Bezirksbeirat Weiß im Gespräch mit Prof. Martin (rechts)

SPD- Vorsitzender Singer bedankt sich bei Prof. Martin mit Degerlocher Wein

SPD-Vorsitzender Singer bedankt sich bei Prof. Martin mit Degerlocher Wein

Die Veranstaltung als Videoaufzeichnung

 

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