Sex-Business: Stuttgarter Augen bleiben zu, während Männer anschaffen

Veröffentlicht am 12.02.2019 in Pressemitteilungen

Fatih Ceylan, Ute Vogt und Tom Fixemer

Am Mittwoch, 6. Februar, kamen 25 Personen auf Einladung der SPDqueer Stuttgart zusammen, um über ein Tabu-Thema der Stadt zu sprechen: Sex-Business unter Männern und die Folgen des neuen Prostituiertenschutzgesetzes. Unter dem Zeichen „Rote Laterne“, das schon seit über einem Jahrhundert bekannte Zeichen für das Sexgeschäft, wurde den Teilnehmenden von Streetworker Tom Fixemer vom Verein zur Förderung von Jugendlichen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten e.V. Fragen beantwortet und Situationen geschildert.

Nur weil die meisten Stuttgarter das Bohnenviertel mit gesenktem Blick durchqueren oder gar die Straßen ganz meiden, bedeutet das nicht, dass Sexarbeit und Prostitution nicht zum Alltag der Stadt gehören. Auch in Stuttgart überwiegt dabei der Blick auf Frauen, die damit Geld verdienen. Männer, die anschaffen gehen, sieht man im Stadtbild kaum. Über 400-450 queere-migrantische Prostituierte sorgen in den frühen Morgenstunden, nach dem Feiern oder kurz nach dem Feierabend für den Kick ihrer Freier in Stuttgarter Straßen, Parks und Stationen. Wie wichtig dabei das Internet für eine anonyme Transaktion der Sex-Dienstleistung geworden ist, erlebt Tom Fixemer alltäglich in seiner Streetwork-Tätigkeit und im Café Strich-Punkt, eine von bundesweit nur neun Anlaufstellen für männliche Prostituierte, meist junge queere-migrantische Männer.

„Über die männliche Prostitution ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt, wir sind froh, dass es das Café Strich-Punkt gibt. Viele Sexarbeiter haben keine Krankenversicherung und sind auf die Hilfe angewiesen“, so Fatih Ceylan, Vorsitzender der SPDqueer Stuttgart.

Männliche Prostitution erlebt nicht nur von der Gesellschaft, sondern auch von der Politik eine starke Diskriminierung. Das Prostituiertenschutzgesetz umfasst weibliche Prostitution und lässt die queere-migrantische (Schwule, Trans, männliche Migranten und andere Identitäten) außen vor.

„Mit dem Prostituiertenschutzgesetz soll das Gewerbe reguliert und die in der Sexarbeit tätigen Frauen und Männer besser geschützt werden. Unter Schutz verstehe ich ein möglichst sicheres und selbstbestimmtes Arbeiten. Eine Verdrängung in die Illegalität soll verhindert werden, “ so Ute Vogt, SPD-Bundesabgeordnete. Durch die beschriebene Tätigkeit im Café Strich-Punkt wurde schnell klar, dass das gutgemeinte Prostituiertenschutzgesetz Lücken aufweist und nachgebessert werden muss. Sozialarbeiter und Streetworker hatten wenig bis kaum die Möglichkeit gehabt, bei der Gesetzesbestimmung mitzuwirken, obwohl diese die Situationen täglich erleben. Die ideologische Debatte zwischen Schwarz-Rot scheint maßgeblich für die Festlegung von Auflagen zu sein.  Eines der Beispiele hierfür ist die vergessene wichtige Rolle der digitalen Welt, die im Gesetz kaum eine Erwähnung findet.  Beim Rundgang waren auch Hans-Peter Ehrlich, Stadtrat der SPD-Gemeinderatsfraktion, die AIDS-Hilfe e.V. und Children First e.V. dabei.

 

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