Experten warnen vor den Folgen des Lärms

Veröffentlicht am 05.03.2015 in Veranstaltungen

Auf dem Podium (von links): Dr. Suso Lederle, Waltraud Roller, Dr. Snezana Jovanovic, Stadträtin Marita Gröger

„Die Augen kann man schließen, die Ohren nicht“: Experten warnen auf SPD-Veranstaltung vor den Folgen des Lärms / SPD-Stadträtin Marita Gröger fordert jährlichen Lärmbericht der Stadt

Bei einer Veranstaltung des SPD-Ortsvereins Bad Cannstatt haben Experten, Betroffene und Kommunalpolitiker über die Folgen des täglichen Lärms diskutiert. Während andere Umweltbelastungen wie die Luftverschmutzung schon lange im Fokus von Wissenschaft und Politik stehen, wird die Lärmbelastung noch immer unterschätzt. Dies verwundert umso mehr, als die gesundheitlichen Auswirkungen mittlerweile eindeutig belegt sind, wie an diesem Abend gleich mehrere der eingeladenen Experten herausstellten.

>> Den Vortrag von Dr. Jovanovic als PDF runterladen. <<

„Die Belastung durch Lärm dringt in immer mehr Lebensbereiche ein“, fasste Snezana Jovanovic, Lärmexpertin beim Landesgesundheitsamt, den aktuellen Forschungsstand zusammen. Gerade im städtischen Umfeld sei es keine Seltenheit, dass am Tag nur wenige Stunden ohne störende Beschallung blieben. Zu beobachten sei in der Folge eine soziale Segregation. „Ruhe ist käuflich, wen der Lärm stört, zieht einfach weg, sofern er es sich leisten kann“, sagte Jovanovic.

Die Wissenschaftlerin räumte auch mit dem weit verbreiteten Missverständnis auf, dass nur tatsächlich wahrgenommener oder als störend empfundener Lärm krank mache. Viele Menschen litten unter Schlafstörungen, fühlten sich dann tagsüber schlapp, seien nervös oder aggressiv, ohne die eigentliche Ursache zu erkennen. „Die Ohren funktionieren immer, auch im Schlaf“, erläuterte Jovanovic. So seien schon bei lärmbelasteten Kindern die in Blut und Urin nachgewiesenen Stresshormone teilweise um das dreifache erhöht, berichtete die Expertin.

Der Internist Suso Lederle bestätigte den aktuellen Forschungsstand. Die Ergebnisse entsprächen im Übrigen auch der allgemeinen Lebenserfahrung. „Wenn bestimmte Musik positive Stimmungen erzeugen kann, gilt das auch umgekehrt für negative akustische Reize.“ Zumal sich Menschen, so der Mediziner, dem Schall nicht immer entziehen könnten. „Die Augen kann man schließen, die Ohren nicht.“ Der Mediziner beschrieb drastisch die Folgen erhöhter Stresshormone wie Herzinfarkte, Schlaganfälle und Bluthochdruck.

Neben Waltraud Roller von der Initiative „Kampf dem Schienenlärm Bad Cannstatt“ meldeten sich in der offenen Diskussion weitere ebenfalls von Lärm Betroffene zu Wort. Deren Forderungen nach Schutzmaßnahmen unterstützte SPD-Stadträtin Marita Gröger ausdrücklich. „Es ist zwar ein Fortschritt, dass bei neuen Wohngebieten frühzeitig an den Lärmschutz gedacht wird“, stellte Gröger klar. Dennoch seien auch in vielen Bestandsgebieten entsprechende Schutzmaßnahmen erforderlich. „Wir benötigen dringend ein jährlichen Lärmbericht für die Stadt“, forderte die SPD-Stadträtin, um den Bedarf zu erfassen und konkrete Maßnahmen beschließen zu können.

Allerdings habe das Thema Lärmminderung im Stadtrat aktuell keine hohe Priorität. „Ohne mehr Druck aus der Bevölkerung wird sich nur wenig tun, zumal der Kommunalpolitik sowieso nur wenige Handlungsmöglichkeiten bleiben“, sagte Gröger. Die durch Bürgerprotest bewirkten Maßnahmen zur Lärmminderung bei Veranstaltungen auf dem Wasen-Gelände hätten aber gezeigt, dass gut organisierter Protest durchaus etwas bewirken könne.

Den Vortrag als PDF runterladen.

 

Homepage SPD Bad Cannstatt

2024_wahlen_rblock

Heizungslotse

Aktuelle Termine

        Alle Termine öffnen

        Alle Termine SPD Stuttgart

Jetzt Mitglied werden
Facebook                                       Instagram